Wieder entdeckt – der Römertopf

Wie lange ist es eigentlich her, dass der Römertopf die Neuerung in der Küche war? 30 Jahre? 40 Jahre? Schon der Name sagt, dass mit dem Römertopf die Hinwendung zur mediterranen Küche eingeläutet wurde. Fettarme Küche, alles frische Zutaten, das Schmoren mit Gemüse für jeden machbar, im eigenen Saft, damit sich die Aromen entfalten, ohne Austrocknung des Fleisches und vor allem ohne Bindemittel, Sahnesoße u.ä.

Meine Mutter erstand also damals, seinerzeit, durchaus inzwischen ein paar Jahrzehnte her – ich wohnte jedenfalls noch zu Hause – einen solchen Tontopf. Wahrscheinlich empfohlen in irgendeinem Diätbuch. Ein kleines Kochbüchlein war gleich dabei, und es gab es eine zeitlang diverse wunderbare Gerichte aus dem Römertopf:

Kohlrouladen (ohne Kümmel!), Hähnchen, Hähnchenbeine in Weißwein (quasi Coq au vin), obwohl ich damals Weinsoßen noch überhaupt nicht bis gar kein bisschen leiden konnte (doch, das stimmt, man kann es heute kaum glauben…). Legendär war ihr serbisches Reisfleisch – gut, das ist jetzt nicht direkt mediterran, aber wenigstens irgendwie und weitgehend südländisch.

Alles war dem kleinen Buch entnommen, das beim Kauf des Tonteils der deutschen Hausfrau ausgehändigt wurde.

Vor einigen Jahren hab ich meiner Mutter ihren Römertopf abgeluchst. Zugegeben, die meiste Zeit fristete er sein Dasein als Brotbox,  wozu er übrigens bestens geeignet ist. Er schmorte, nein er schmollte also weit entfernt von seiner eigentlichen Bestimmung vor sich hin. Bis ich mich im vergangenen Jahr an die eigentliche Funktion erinnerte. Ich war kurz vor dem Kauf einer Tajine, das arabische Tongefäß zum Schmoren – bis ich dachte: Mensch, da war doch was. Wieso eigentlich nicht den Römertopf wässern und los geht´s. Im Winter probierte ich ein wenig vor mich hin .

Und an dem heutigen verregneten Septembertag, kurz nach Beginn des meteorologischen Herbsts, gab es erneut das serbisch-rheinische Reisfleisch – abgeleitet aus der Version meiner Mutter:

Reisfleisch in Römertopf

Die Zutaten für 2-3 Personen

  • 1 Schweinefilet
  • 200 Gramm Speckwürfel
  • 1 rote Paprika
  • 1 gelbe oder orange Paprika
  • 1 kleine Zwiebel
  • 2 Frühlingszwiebeln (mit Grün)
  • getrocknete Steinpilze oder Pfifferlinge
  • getrocknete Tomaten
  • 1-2 frische Knoblauchzehen
  • 1 Kaffeebecher Reis (Langkornreis mit Wildreis ist lecker)
  • Fleisch- oder Hühnerbrühe
  • Tomatenmark und/ oder Ajvar (milde Paprikapaste)
  • Parmesankäse gerieben
  • ½ Becher Creme fraîche oder Saure Sahne
  • Salz und Pfeffer

Zubereitung

Römertopf 1-2 Stunden wässern. Getrocknete Pilze ebenso lange einweichen, bei Bedarf gleichfalls die getrockneten Tomaten. Achtung: Einweichwasser durchsieben und später als Flüssigkeit zugeben (s.u.).
Filet in ca. 1 cm dicke Streifen/ Scheiben schneiden und kurz in der Pfanne anbraten, beiseite stellen.
Zwiebel würfeln bzw. in Ringe schneiden, andünsten, Speckwürfel dazu, Paprika würfeln, eingeweichte Pilze und Tomaten auch kurz mit andünsten!
Nun alles in den gewässerten Römertopf geben, 1 große Tasse Reis dazu, 1 Tasse vom Einweichwasser der Pilze und der Tomaten nehmen (durchgesiebt) und gemeinsam mit 1 Tasse Fleischbrühe in der Pfanne erhitzen. Kräftig mit Tomatenmark, Ajvar sowie Salz und Pfeffer würzen und zu den übrigen Zutaten in den Römertopf geben.

Gerne auch kleine ganze Tomaten obenauf legen.
Römertopf in den kalten Ofen stellen. Im Ofen bei 180 Grad Umluft (nicht vorgeheizt), ca. 45-60 Minten garen!
Nach Ende der Garzeit Käse und saure Sahne unterziehen und mit einem Salat servieren!

In der Gesundheits-kalorienspar-Abnehm-Version lässt man den Käse und den Speck weg und verwendet beim Anbraten nur wenig Öl.

Ihr werdet sehen, es lohnt sich, auf vergessene Küchentraditionen zurück zu kommen. Lecker!

Reisfleisch vom Schweinefilet und Speck

2 Kommentare zu „Wieder entdeckt – der Römertopf“

  1. Ich hab es ganz ähnlich erlebt – irgendwann kam meine Mutter, eine Amerikanerin, mit dem Römertopf nach Hause, und meinte, das sei sehr europäisch. Ich kann mich an leckere Hühnchen auf Gemüsebett und einen „Chuckroast“ ein Rinderkammbraten, der zwar schön zart war, aber durch den Römertopf komisch roch. Allerdings war das vorbei, nachdem es aus dem Topf ausgeräumt wurde. Eine Tajine hab ich letztes Jahe geschenkt bekommen, und wie bei die dachte ich auch an einen Römertopf, hab allerdings noch keinen geholt 🙂

    Grüße,
    Alex

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    1. Hallo Alex,
      habe mir gerade Deine Erfahrung mit der Tajine auf Deinem Blog angesehen, das sieht auch sehr empfehlenswert aus… Beim Römertopf ist mir noch nicht ein komischer Geruch aufgefallen. Vielleicht muss man ihn wirklich lange (2 Stunden) wässern, und meiner ist ja schon etliche Male benutzt…
      Viele Grüße
      Uschi

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