Archiv der Kategorie: Ohne Fleisch und Fisch

Resteessen #5 – Kartoffelbällchen von der Grillkartoffel

Das Hauptgericht von Pfingstmontag spielt heute keine Hauptrolle.

Kalbsfiletsteak mit Grillkartoffel und Rhabarber-Relish

Man könnte meinen, dass das Kalbssteak mit Rhabarbersoße, der grüne Spargel und die Grillkartoffeln mit Crème fraîche es verdient hätten (war ja auch hervorragend), doch es war jetzt nicht wirklich experimentell. Wenngleich selbstredend ein ausgesprochenes Feiertagsmahl.

Steak vom Kalbsfilet mit Spargel und Grillkartoffel

Ein Experiment waren dann die umfunktionierten Grillkartoffeln am Folgetag, ein schönes Resteessen für 1 Person:

Kartoffelbällchen aus der Heißluftfritteuse

Die Steaks vom Vortag waren üppig geraten, da blieb kein Raum mehr für 2 Grillkartoffeln, die schlicht zuviel vorbereitet waren. Ich fand es einen Jammer, die einfach zu entsorgen, und so habe ich freimütig vor mich her experimentiert. Es war ja nur für mich. Außerdem hatte ich Gelegenheit, meine Heißluftfritteuse, die ich ja wie so manch andere Geräte vor einigen Monaten spontan ins Haus schleppte, zu nutzen. Ja, doch, ich benutze die Geräte auch, nein nein, sie stehen keineswegs nur ´rum!

Wie auch immer, ich kann mein Experiment durchaus zur Nachahmung empfehlen. Wohlan:

Die beiden großen Grillkartoffeln vom Vortag habe ich geschält und mit dem Stampfer zu einer homogenen Masse verarbeitet. Gut salzen und pfeffern darf man sie schon, unglaublich, wieviel Salz die Kartoffeln vertragen !

Ein getrenntes Eigelb, Petersilie in die Masse geben, Gouda hinein reiben (ein Stück Bergkäse wäre wohl etwas würziger). Das Ganze zu Bällchen formen (mit dem Eisportionierer und einem Esslöffel), in das verrührte Eiweiß tunken und in Paniermehl wenden. 

Meine Heißluftfritteuse freute sich über die Gesellen, deren runde Form sich zumindest erahnen ließ.

Sie blieben ca. 15 Minuten (nach 10 Minuten wenden) in der heißen Luft. In der Hitze nehmen sie dann auch ein wenig an Volumen zu. Sie werden schön fluffig.

Für die 2. Portion habe ich die Bällchen nicht paniert, sondern nur mit einem Butterflöckchen versehen und ein wenig Panade darüber gestreut. Das war auch apart.

Ein kleiner Einschub: Dass diese Kartoffelgebilde an Volumen zunehmen hatte ich schon einmal festgestellt, als ich Kroketten selbst herstellte. Die eigentlich hübschen fingerschlanken Röllchen mutierten zu fetten Rollen wie dicken Daumen nach einem kräftigen Hammerschlag. Die taugten auch nicht zum Fotografieren, zum Essen schon - mit den gleichen Zutaten wie heute (allerdings ohne Käse).

Zu meinen Experimental-Kartoffel-Gebilden gab es für die Würze ein wenig Schwarzwälder Schinken, Creme fraîche für den Gaumen und für die Frische einen Tomatensalat. Hoffentlich sind Eure Tomaten aromatischer als meine wässrigen angeblichen Strauch-Romana-Tomaten.  Ich war mal wieder reingefallen. Doch mein Pflücksalat sowie meine Kräuter vom Balkon haben den Salat aufgepeppt.

Voilà!

Kartoffelpuffer mit Zucchini

Oder Reibekuchen mit Apfelkompott

Bei uns im Rheinland heißen sie Reibekuchen, die Kartoffelpuffer oder Reiberdatschi oder wie sie auch immer woanders heißen mögen.

Und die neueste Erfindung sind sie auch nicht gerade, doch vor wenigen Tagen hat mir ein Abendessen von Alex (heat n eat) so einen Appetit auf Reibekuchen gemacht, dass sie heute ran mussten. Danke Alex für Deine Anregung, ich hoffe, es ist okay, wenn ich bei Dir die Anleihe mache 🙂

Reibekuchen sind ja üblicherweise feiner gerieben, mir sind sie allerdings auch grob geraspelt lieber. Kein Problem.

Das wahre Problem ist, dass heute Dienstag ist:

In Köln gibt es ja gerne Reibekuchen am Donnerstag, besonders in den regionalen Kneipen. Ich erinnere mich auch, dass es zu meinen Kindertagen donnerstags Reibekuchen gab, auch andere Mahlzeit ohne Fleisch oder Fisch gab es am Donnerstag, besonders oft jedoch Reibekuchen. War wohl recht typisch für die Kölner Familien und die Kneipen. Nun gut, Dienstag hin, Donnerstag her, mein Wusch ist seit dem Wochenende nicht zu zügeln, her damit.

Die klassischen Reibekuchen plus Zucchiniraspel

  • 4-5 kleinere festkochende Kartoffeln von meinem erst jüngst entdeckten Kartoffelhof
  • ½ Zucchino aus dem Vorrat (musste „weg“)
  • 1 Ei
  • 1 kleine Zwiebel
  • ca. 2 Esslöffel Mehl
  • Salz, Pfeffer
  • Öl zum Braten
Grob geriebene Kartoffeln, Zucchini und eine Zwiebel

Die Kartoffeln, Zucchino und Zwiebel so weit es geht auf der groben Reibe reiben (ohne Fingerkuppen….). Salzen, ein wenig stehen lassen, Flüssigkeit abgießen, das Ei verrühren, nochmal salzen, pfeffern, ein wenig Mehl zur weiteren Bindung einrühren.

Die Masse in portionsweisen Küchlein platt drücken und schön langsam in der Pfanne braten, bis die Reibekuchen braun und durch sind. Ich war natürlich wieder zu schnell, so dass die Puffer schnell braun wurden, die Kartoffeln innen aber noch roh…. Geduld und lediglich mittlere Hitze ist gefragt, ne?

Das Apfelkompott mit Stückchen

Die Reibekuchen werden im Rheinland auch gerne mit Rübenkraut oder Zucker verzehrt, klar, auch gehobenen Variante mit Lachs, Kaviar und Creme fraîche gibt es. Aber bitte, ich mag’s am liebsten mit Apfelkompott. Das hab ich natürlich zu Beginn aufgesetzt.

3 mittlere Äpfel (hier Braeburn) schälen, würfeln, ich hab ebenfalls eine Erwachsenenvariante gewählt und die Äpfelchen in Noilly Prat und ½ halben Vanilleschote (die war Weihnachten schon ausgekratzt, hatte aber noch Aroma) und einigen Chilifäden köcheln lassen, am Ende mit etwas Honig und einem kleinen Schuss Rum aromatisiert. Jooo, geht.

Während die Reibekuchen in der Pfanne brutzelten, experimentierte ich noch ein wenig mit den Fotos. Ich find sie ganz nett, doch der Betrachter möge sein eigenes Urteil fällen. Ich bin tapfer.

Diesmal mit Blitz von unten fotografiert

In Komposition ein leckeres Abendessen, dazu ein Kölsch!

Guten Appetit!

Amalfizitronen

Urlaub an der Amalfiküste

Das Wetter in dieser Woche (für Spätleser: „für die Jahreszeit zu kühl, Dauerregen, Starkregen“, ungemütlich den ganzen Tag) erinnert mich an einen Urlaub vor 4 Jahren in Italien.

Hatte ich mich auf diesen Urlaub gefreut! An der Amalfiküste, die ich eine halbe Ewigkeit zuvor einmal in einem Urlaub kennenlernte. Und es war wirklich wunderschön dort, die Steilküste mit den in den Fels geschmiegten Häuschen, Meerblick, die italienische Küstenstraße mit dem Gehupe und Gedränge und – natürlich – die kleinen Restaurants mit ihren herzlichen zugewandten Besitzern und ihrer sowas von typischen Speisekarte. Ein Traum!

Abends kamen wir nach einem kleinen (lebensgefährlichen) Spaziergang an der Küstenstraße entlang in den Ort (es war Minori, eine ¾ Stunde Busfahrt bis Positano) und fielen gleich dem ersten Restaurantbesitzer in die Hände. Restaurant ist wohl übertrieben, Antonio hatte ein winziges Ladenlokal mit dahinter liegender Küche, zum  Essen nahm man Platz an seinen Tischen auf dem Marktplatz. Während unseres Urlaubs konnten wir (zumindest am Marktplatz) in keinem anderen Lokal und dessen Tischen Platz nehmen. Er sah uns schon von weitem und brachte uns wie selbstverständlich zu einem seiner gedeckten Tischlein. Wir hätten es auch nicht übers Herz gebracht, ihn zu versetzen. Eines Abends hat er uns (2 Damen jenseits seiner Altersklasse) sogar nach Hause gefahren, um uns den Anstieg und den Weg entlang der Straße zu ersparen. So nett! So herzlich, so aufmerksam!

Bei ihm gab es auch meine ersten Spaghetti al Limone im Original. Meinen eigenen Rezeptversuch „nach Amalfiart“ findet ihr weiter unten.

Wir konnten uns nur wohl fühlen. Denn die amalfitanischen Gerichte auf seiner Speisekarte waren perfekt. Einfach, geschmackvoll, ohne Schickimicki, wunderbar. Und einen Limoncello gab es obendrein, immer, versteht sich!

Und dann kam der Regen

Und so schließt sich der Kreis zum heutigen Wetter. Es begann zu regnen und hörte 5 Tage nicht mehr auf. Ein Tief drehte und drehte sich über uns. So wie bei uns.

Amalfiküste im Regen

Wir gingen natürlich weiterhin zu Antonio, setzten uns brav unter seine Regenschirme (die ja eigentlich Sonnenschirme waren), mit einem Fleece bewaffnet und mümmelten seine leckeren Gerichte vor uns hin. Unter uns: Nur einen Tag wollten wir in ein Restaurant mit innen liegenden Tischen, wir nahmen einen größeren Umweg in Kauf, um nicht über den Marktplatz zu müssen. Auf dem Rückweg hat er uns dann doch gesehen – und ich meinte, in meinem Rücken eine kleine Träne gesehen zu haben…. Gut, ich schwelge.

Spaghetti al Limone nach Amalfiart

An der Küste gibt es bekanntlich die berühmten Amalfizitronen, dick und ein wenig knorpelig, fleischig, unglaublich saftig und auch milder als die sonst zu kaufenden Zitronen. Aus ihnen wird ja der Original-Limoncello hergestellt.

Es sind die „dicken“

Und mit diesen Zitronen wurde uns einige Male das Pastagericht, das mich am meisten begeisterte, zubereitet: Das waren Antonios Spaghetti (oder Tagliatelle?) al Limone.

Am Wochenende gab es die Brummer bei meinem Großeinkauf in der Auslage, Original Amalfizitronen, und so nahm ich ein paar mit. Stattliche und absolut frische Exemplare.

Hier mein Versuch, die Amalfizitronen heute, am regenreichsten Sommertag seit Menschengedenken, zum Pasta al Limone zu veredeln.

Für 1 Person

  • 150 g Spaghetti No 3 (Barilla)
  • ¼ Amalfizitrone (je nach Größe)
  • Gemüsebrühe
  • 1-2 Zehen frischen Knoblauch
  • 2 Frühlingszwiebeln
  • Salz
  • Pfeffer
  • Schnittlauch
  • saure Sahne
  • 3-5 Gambas (TK – entdarmt und geschält)
  • Parmesan
  • Olivenöl

Die Zitrone in kleine Würfel schneiden, mit Schale! Bei Antonio gab es auch mit Schale, nix da, nur Zesten verwenden, sondern samt und sonders das Weiße an der Schale belassen. Wenn sie eine Weile köcheln, sind sie keineswegs bitter. Mit den klein gewürfelten Knoblauchzehen und den Lauchzwiebelchen vermengen.

Alles in der Pfanne anschwitzen, während das  Nudelwasser zum Kochen kommt. Die Gambas ebenfalls mit anbrutzeln und herausheben. Die Zitronenmischung mit Gemüsebrühe ablöschen und köcheln lassen, ruhig insgesamt 10-15 Minuten, bei Bedarf mit Brühe auffüllen, salzen, pfeffern, eventuell ein wenig Zucker dazu geben. Falls der Zitronengeschmack ausbaufähig ist, noch ein Scheibchen Zitrone hinzu geben. In den letzten 2 Minuten die Gambas wieder mit in die Soße legen. (Die Gambas sind im Übrigen meine künstlerische Freiheit, es geht und gab sie auch ohne.)

Die Nudeln abgießen und – passend zum Wetter – tropfnass in die Pfanne zur Zitronenmischung geben. Als Topping Schnittlauchröllchen und geriebenen Parmesan darüber streuen.

Je nach Geschmack einen Klecks saure Sahne auf die Nudeln geben. Das gibt dem Gericht ein wenig mehr Milde.

Wow! Antonio wäre stolz auf mich!

Fruchtig und sommerlich

Und wer einmal Antonio aufsuchen möchte, hier der Link zu Tripadvisor, es gibt ihn wohl immer noch (lasst Euch nicht vom Namen der Location abschrecken, es ist wirklich Italia pur).